erzlich Willkommen liebe Freunde der Schutz- und Leittechnik, es ist so weit: Wir haben endlich die Möglichkeit gehabt, einen umfangreichen Test der neuen CMC430 im Onsite-Einsatz durchzuführen. Lest in unserem spannenden Artikel, was wir von dem neuen Leichtgewicht halten, was Ihr davon erwarten könnt und für wen sich die Anschaffung wirklich lohnt, viel Spaß beim Lesen!
BTW: Dieser Artikel ist nicht von Omicron gesponsert! Wir berichten wie immer unabhängig, kritisch und nach ganz persönlichem Geschmack. Los geht's:
Der erste Eindruck
Wo ist der gute alte Klappbügel der CMC Serie geblieben? Das war tatsächlich der erste Gedanke einiger unserer Ingenieure. Gemeint ist der Bügel mit dem wir unsere CMC's bisher getragen und auch in einer individuell angewinkelten Position vor uns auf den Tisch stellen konnten. Wir hatten uns im Laufe der Jahre so an unseren Klappbügel gewöhnt, dass wir im Schlaf nach der CMC greifen konnten. Geschichte. Die CMC 430 wurde mutig vom Klapprahmen befreit und stellvertretend mit einem kleinen Hand-Tragegriff ersetzt.
Dafür ist es nun möglich, die CMC 430 aufrecht auf die Hinterseite zu stellen (Bedienfeld nach oben), da erstmalig alle Anschlüsse und Bedienelemente auf der Vorderseite des Gerätes angebracht wurden.
Größenvergleich
Zunächst haben uns die Größenverhältnisse interessiert. Hier nimmt man als Praktiker immer erst einen vertrauten Gegenstand zur Hand und vergleicht mittels dieser bekannten Referenzgröße. In unserem Fall war dies eine Bierflasche, da hier schon nahezu von Urvertrauen gesprochen werden kann und siehe da: Die beiden könnten in der Limbo-Schule in die selbe Klasse gehen (siehe Titelbild).
Die beiden folgenden Bilder zeigen anhand einer weiteren vertrauten Vergleichsgröße wo wir mit der CMC 430 größenmäßig liegen. Hier der direkte Vergleich mit der CMC356. Für alle die es genau wissen wollen, die 430 kommt in den Maßen: 270 x 150 x 380 mm.
Das leichteste Schutzprüfgerät der Welt
Ob es sich bei der 430 tatsächlich um das leichteste Schutzprüfgerät der Welt handelt können wir nicht sagen. Das hängt sicherlich davon ab in welcher Klasse man hier vergleicht und wo die Grenzen gezogen werden, aber eins steht mit absoluter Sicherheit fest: Der krumme Schutzprüferrücken gehört mit der 430 in den Bereich der Sagen und Legenden.
Mit nur 8,7 kg !!! wiegt der Prüfzwerg beinah nur die Hälfte einer CMC 356 (ca. 17 kg) und ist damit sogar noch leichter als der Compano 100 (ca. 10 Kilo). Das überzeugt uns natürlich auf Anhieb.
Das Zubehör
Hier hat man sich in Österreich so richtig ins Zeug gelegt. Es gibt eine große Auswahl an Zubehör, je nach Geschmack gibt es sogar unterschiedliche Verpackungs- und Transportmöglichkeiten.
So ist zum Beispiel die gute alte Umhängetasche wieder mit an Bord. Die neue Variante für die CMC 430 kommt allerdings ohne die beiden großen Deckel-Taschen daher.
Brandneu ist der Trolley. Das Ding ist mit Sicherheit auf Bahn- und Flugreisen mehr als praktisch. Am Gepäckband kann man sich entspannt zurück lehnen und warten bis das "blaue Wunder von Bern" aus dem Elevator steigt. Verwechselungsgefahr ist hier zu 100 % ausgeschlossen.
Der Griff ist ausziehbar, der Trolley hat Räder und man kann ihn sogar als Rucksack aufsetzen, da er mit Schultergurten ausgestattet ist.
Ja und dann ist da natürlich noch die gute alte Transportbox im klassischen plastegelb mit Rollen und Ausziehgriff, eigentlich wie gewohnt. Wenn da nicht dieses eine neue Feature wäre: Mit der Kiste kommt gleich ein ausziehbarer Tisch daher. Einfach den Deckel hochziehen und schon ist der Prüf-PC gut untergebracht.
In meinem Kofferraum (Audi A4) konnte ich die Kiste ebenfalls gut unterbringen, zur Reise mit der Bahn oder mit dem Flugzeug wäre sie mir allerdings zu groß. Vor allem, wenn man das kleine leichte Prüfgerät im Verhältnis sieht.
Aber auch hier gilt: Jeder entscheide selbst! In Punkto mechanischen Schutz ist es mit Sicherheit die Vorzugsvariante.
Die Lautstärke
Für mich als Musiker gibt es einen ganz besonders wichtigen Aspekt bei der Schutzprüfung. Vor allem die Prüfung im Büro oder am Laborarbeitsplatz kann nach einiger Zeit sehr anstrengend werden, wenn der Lüfter lauter, als das typische Rauschen des Meeres auf den Bahamas ist.
Hier schneidet die neue CMC 430 sehr gut ab. Wir haben ein kleines Video dazu aufgenommen, hier könnt Ihr den Unterschied der CMC 356 und der CMC 430 kurz nach dem Einschalten hören.
Bitte achtet auf die Lämpchen, es ist immer nur entweder die CMC 430 oder die CMC 356 an, das Video startet mit der neuen CMC 430.
Die Features
Das CMC 430 verfügt über 6 galvanisch getrennte Analog- und Binäreingänge sowie 6 Spannungs- bzw. 3 Stromausgänge und wird wie alle Geräte der CMC Familie mit Hilfe der Software Test Universe gefahren. Schnelle manuelle Prüfungen können via CMControl App mittels Tablet oder Smartphone realisiert werden.
Hardwareseitig stehen weiterhin ein DC-Eingang und ein AUX-DC-Ausgang für Hilfsspannung sowie diverse Kommunikations- und Zubehörports zur Verfügung. Da alle Anschlüsse auf der Frontseite untergebracht wurden kommt das Gerät in allen erdenklichen Lagen zurecht.
Das CMC 430 soll vor allem Prüfaufgaben im Bereich analog-statischer- und digitaler IED'S sowie für IEC61850-IED's übernehmen. Die 6 Spannungsausgänge ermöglichen zudem die komfortable Prüfung von Parallelschaltgeräten.
Aus der verminderten Anzahl an Stromausgängen leitet sich die Einschränkung für die Prüfung von Differentialschutz-Funktionen ab. Hier muss also genau hingesehen werden, wenn es um die Definition der Prüfziele geht. Einen 2-seitigen Differentialschutz mit 5 A Wandlern wird man mit der neuen CMC 430 nicht gestemmt bekommen. Hier muß weiterhin auf die bewährten Geräte CMC 256 (ggf. mit Stromverstärker) oder auf die CMC 356 zurückgegriffen werden.
Die Stromausgänge lassen sich wie folgt konfigurieren:
3 x 12,5 A garantiert 8,5 A bei 90 W
1 x 12,5 A garantiert 8,5 A bei 192 W
1 x 37,5 A garantiert 17 A bei 150 W
Zum Leistungsvergleich der Stromausgänge mit der CMC 356:
6 x 32 A garantiert 20 A bei 250 W
3 x 64 A garantiert 40 A bei 500 W
1 x 128 A garantiert 80 A bei 700 W
Ich glaube das jeder von uns eine Vorstellung davon hat, warum es zwischen den beiden Geschwistern 8 kg Gewichtsunterschied gibt. Wie gesagt, hier ist genau abzuwägen, welches Prüfziel verfolgt wird.
Auch der Spannungsverstärker ist etwas abgespeckt, wir bekommen maximal 150 Volt (100 Volt bei 20 Watt) aus der Kiste, dafür allerdings gleich in 6-facher Ausführung. Zum Vergleich: Die CMC 356 bringt es auf 3 x 300 Volt bei 100 VA.
Mit der CMC 430 können die Kalibrierung von Zählern und Messumformern sowie Echtzeitmessungen und Aufzeichnungen zur Analyse von analogen, binären oder IEC61850 Signalen erfolgen. Zu diesem Zweck gibt es nun ganz neu das Prüfmodul "EnerLyzer Live".
Ich habe das neue Tool "EnerLyzer Live" ausgiebig getestet. Eine Vorstellung des neuen Moduls ist einen eigenen Beitrag wert, da es hier jede Menge zu berichten gibt. Nur vorab, mit EnerLyzer Live und der CMC 430 steht uns eine geniale Lösung zur Mess- und Signalaufzeichnung zur Verfügung. Hybride Messungen ermöglichen es, die neue mit der alten Welt in einem gemeinsamen Tool zu vereinen. So können z.B. SampledValues gleichzeitig mit dem analogen Wandlersignal aufgezeichnet und gegenübergestellt werden.
Ein weiteres tolles Feature: Zusätzlich zur klassischen kabelgebundenen Verbindung via Ethernet oder USB ist nun auch die drahtlose Kommunikation über WI-FI USB-Adapter möglich. Hier gab es bei meinen Test's keine Probleme, alles lies sich reibungslos verbinden.
Wer es gewohnt ist mit einem Gerät der CMC-Serie zu arbeiten, kann sich mit der 430 auf bewährte Strukturen verlassen. Alles wird wie gewohnt über TestUniverse abgefahren.
Soweit zu unserem ersten umfangreichen Test der CMC 430. Wir hoffen das auch Ihr einen ersten Eindruck vom Gerät erhalten konntet und nun in der Lage seid, selber über mögliche Szenarien des Gerätes in eurem Umfeld zu entscheiden. Mein Fazit lautet in jedem Fall: Es kann nicht schaden, den handlichen Prüfzwerg in Griffweite zu haben, es muss ja nicht immer der drehstromgespeiste 3-phasige Prüftransformator mit dem LKW angefahren werden ;-)
HERZliche Grüße Alexander Muth
PS: Für alle Diejenigen unter Euch, die tatsächlich glauben, ich würde meine Artikel von indischen Ghostwritern schreiben lassen und hätte noch nie eine Anlage von innen gesehen, hier das Beweisfoto von der Front: